Donnerstag, 13. November 2014

Achtung: Ich bin drei!


An ihrem dritten Geburtstag durfte Helene süß-frech sein und klaute Papas Hut.


Unlängst hat das Töchterchen den dritten Geburtstag gefeiert. Das war eine Aufregung! Schon Wochen vorher fragte sie uns Löcher in den Bauch: "Wann ist mein Happy Birthday to you?" Da das Geburtstagslied zu ihrem frühesten englischen Wortschatz gehörte, nimmt sie bis heute an, "Happy Birthday to you" heißt auf deutsch "Geburtstag". Und weil Helene im Laufe unseres Aufenthalts bei amerikanischen Dreijährigen zum Geburtstag feiern eingeladen war, wollte auch sie eine Party. 

"Wann kommen alle meine Freunde zu mir?", war eine weitere Frage, die wir uns rund hundert Mal anhören mussten. Sehr engagiert war das angehende Geburtstagskind beim Einladungen schreiben. Allerdings gab es ein riesen Geschrei, als ich allen ihren Freunden eine Einladung in den Briefumschlag steckte, nur ihr nicht. Unsere Tochter bestand darauf, auch eine Einladung zu ihrem Fest zu bekommen, was eigentlich auch eine logische Schlussfolgerung ist: Alle Teilnehmenden bekommen eine Karte. Helene hatte an einem Dienstag Geburtstag und da ließ es sich nicht so gut feiern, also wurde die Party am Wochenende geplant. 


Nicht zum Geburtstag sondern einfach so freut sich Helene im Children's Fairyland.

Aber wie feiert man denn nun in den USA Kindergeburtstag? Das brachte mich etwas ins Schwitzen. Unsere Beobachtungen waren nämlich folgende: Viele Kinder bekommen eine gekaufte Party. Einrichtungen wie Zoos, Museen oder Vergnügungsparks bieten Geburtstagspakete an. Beispiel Fairyland in unserer Nachbarstadt Oakland: Für nur 20 Dollar pro Kind bekommt man in einer "Party-Area" des Parks einen Tisch gedeckt mit Muffins und Eis für die Gäste sowie  Krone und Fairyland-T-Shirt fürs Geburtstagskind. Eine Stunde hat die Partygesellschaft zum Feiern Zeit. Danach dürfen alle Kinder (und jeweils ein begleitender Erwachsener) noch alle Einrichtungen des Parks benutzen. Der Haken: Es wird von einem Minimum von 10 Kindern ausgegangen. Eltern blättern also mindestens 200 Dollar für so eine kleine Geburtstagsparty hin. Alle Extras kosten dazu auch noch extra, wie Luftballons oder die hier üblichen "favor bags" (kleine Überaschungstüten für die Gäste). Da mir so eine gekaufte Geburtstagsparty nicht nur zu teuer, sondern auch zu unpersönlich war, fiel diese Option auf jeden Fall schon Mal weg.

Was man hier ebenso oft erlebt, sind Kindergeburtstage als Picknick. Auch Erwachsene jeden Alters lieben das Picknicken und das Wetter ist zwischen April und Oktober auch bestens geeignet für diese Art Aktivität. Allerdings bin ich noch nicht so ganz hinter das System der Reservierung der einzelnen "picknick areas" gestiegen, die sind für Wochenenden nämlich frühzeitig ausgebucht. Verschiedene öffentliche Parks haben dabei unterschiedliche Ansprechpartner. Das und ähnliche Schwierigkeiten hielten mich auch von diesem Plan ab. Was allerdings auch bei den Geburtstagspicknicks sehr auffällig war: Es kamen immer eine Unmenge Leute zusammen und zwar nicht nur Kinder! Die Eltern bleiben nämlich beim Kindergeburstag einfach mit da! (Bei Dreijährigen finde ich das noch nachvollziehbar, allerdings scheint das auch für höhere Semester zu gelten!) Das heißt im Umkehrschluss, man muss beim Picknick auch die Eltern zum Essen mit einplanen. Und natürlich braucht man auch das entsprechende Equipment: Kühlbox und Grillkohle (Grills gibt es meistens vor Ort), Papiertischdecke, Wegwerfgeschirr und natürlich Wimpel, Luftballons, Hüte etc. Die Deko fällt meistens üppig aus.


Muffins, Kerzen und "favor bags" mit passenden Strohhalmen -
die Auswahl an Partydeko ist riesig. Ich habe eher dezente gewählt.

Bei der Anzahl der einzuladenen Gäste musste ich dann auch einen Kompromiss zwischen Mutter und Tochter, deutschem und amerikanischen Weg finden: Ich wollte die Anzahl auf drei Kinder beschränken (weil es ja Helenes dritter Geburtstag war und ich wusste, das drei andere Kinder schon ausreichend Zündstoff bieten). Das angehende Geburstagskind bestand auf alle Kinder aus ihrer Tagesgruppe (acht) plus den zwei Nachbarsmädchen. Das erstaunliche ist auch, das eigentlich alle Kinder (und Eltern plus manchmal noch Geschwister) zusagen, auch wenn man sich gar nicht richtig kennt. Am Ende waren wir zusammen sieben Kinder und acht Erwachsene, und das war ein ganz schönes Tohuwabohu!


Helene wartet voller Ungeduld am gedeckten Tisch auf ihre Gäste.

Wir fanden auch einen Kompromiss in der Deko (nicht ganz so grell und eher rot als pink), dem Feierort (unser Zuhause) und dem Essen (es gab Kuchen). Die Stunden vor der Feierei waren für Helene die schlimmste Geduldsprobe ihres Lebens: "Wann kommen endlich meine Freunde?" Sie stand an der offenen Tür und wartete. Wir versuchten sie mit der Biene Maja abzulenken. Als die Gäste dann endlich, endlich eintrudelten, verlief das Kaffeetrinken noch sehr harmonisch. Helene fand es besonders aufregend die Kerzen auf ihrem Geburtstagsmuffin auszublasen. Eine gewisse Diskussion gab es auch um das Geburtstagslied, denn unsere Tochter wollte es eigentlich allein für sich selbst singen. Als dann aber alle anderen für sie "Happy Birthday to you" sangen, freute sie sich doch. 



Helene mit ihrem Freund Tayo - vor dem Streit.

Aber natürlich lagen bei unserer Tochter vor Aufregung die Nerven längst blank und als sie merkte, dass nun ihre Freunde mit ihrem Spielzeug spielten, fand sie es plötzlich nicht mehr so gut, so viele Gäste zu haben. Obwohl sie vorher selbst zu mir gesagt hatte, dass sie mit ihren Freunden teilen will (ohne dass ich sie darum gebeten hatte!), besiegten die Gefühle den Verstand und Helene wurde aggressiv. So sehr, dass ich sie aus dem Kindertrubel herausnehmen und mindestens zehn Minuten warten musste, bis sie überhaupt wieder ansprechbar war. Ich lenkte sie mit einem neuen Puzzle ab und sie konnte sich darin so vertiefen, dass sie kaum wahrnahm, wie sich eine Familie nach der anderen verabschiedete, Plötzlich schaute sie hoch und fragte erstaunt: "Wo sind alle meine Freunde?"

Ach, ja: Und obwohl ich auf der Einladung darauf hingewiesen hatte, dass wir in wenigen Wochen zurück nach Deutschland fliegen und deshalb nur Geschenke in der Größe von Stickern akzeptieren, hielt sich nur die Hälfte der Gäste daran. Denn das gehört auch zu amerikanischen Kindergeburtstagen: Üppige Geschenke. Eine völlige Reizüberflutung der Kinder ist da vorprogrammiert. Aber wenigsten waren die Geschenke, die Helene bekam, welche, mit denen sie sich gerne beschäftigt.


Ein glückliches Geburtstagskind.

P.S. Die Überschrift ist geklaut. Die Aufschrift "Attention: I am 3!" habe ich neulich auf dem T-Shirt eines Kindes gesehen und ich fand den Spruch einfach zu passend ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen