Sonntag, 30. März 2014

*** HAPPY BIRTHDAY ***


Wie gern würde ich das Nachtleben in San Francisco erkunden. Aber dank meiner Tochter bleibt mir dieser Einblick in die amerikanische Kultur derzeit erspart. Ich habe es bisher noch nicht einmal ins Kino geschafft (was auch am fehlenden Auto liegt, das muss ich zugeben). Dafür lerne ich aber ganz andere Aspekte der amerikanischen Kultur kennen. Beispiel Kindergeburtstag: Helene war fast so aufgeregt, als wäre es ihr eigener gewesen, sie hat gemalt und Geschenkpapier gebastelt. Ihre geliebte Freundin ist drei geworden. Der Geburtstag wurde gebührend mit einer großen Kinderschar gefeiert. Die Lieblingsfarbe der Freundin ist Pink – ratet, welche Farbe die Deko hatte! Auch die Eistorte war rosa (schmeckte aber nach Minze …).





Es hatte mal wieder stark geregnet und die Party im Freien wurde ins großelterliche Haus verlegt. Die Kinder und dazugehörenden Elternteile stolperten zwar manchmal übereinander und Helene war von der Anzahl der Leute überwältigt, trotzdem machte es ihr großen Spaß! Besonders das Basteln nach dem Kuchenessen. Jedes Kind konnte ein Tütchen mit Tröte und rosa-glitzer Zauberstab mit nach Hause nehmen sowie die selbst dekorierte Maske.





Eines ist mir bei dieser Feier wieder aufgefallen: Auch wenn die Familien – vorzugsweise am Wochenende – gemeinsame Unternehmungen machen, spalten sich die Gruppen schnell in Männer und Frauen mit Kindern. Die Väter diskutieren dann über Politik oder was weiß ich was und die Mütter kümmern sich komplett um die Belange der Kinder. Wahrscheinlich denkt auch jede Frau, sie würde Missfallen bei anderen Frauen erregen, wenn sie sich zu den Männern gesellt. Kindererziehung scheint hier (das ist mein subjektiver Eindruck) meist noch Frauensache zu sein. Ich denke, dass das Elterngeld für Väter in Deutschland unsere Wahrnehmung und Aufgabenaufteilung bereits sehr verändert hat. Obwohl Falk und ich eine sehr klassische Rollenverteilung leben (was vor allem am ungleichen Einkommen liegt und der Ganz-und-Gar-Nicht-Wissenschaftler-Sein-Anforderung), finden wir das beide bisher auffällig rückschrittlich in Amerika. Das liegt sicher zum großen Teil auch daran, dass die Kinderbetreuung hier extrem teuer ist und dann natürlich vorzugsweise der Mann weiter arbeiten geht, weil Männerjobs auch in den USA besser bezahlt werden. Hier merken wir einmal mehr wie positiv der deutsche Sozialstaat wirkt. Aber zurück zum Thema:

Wenn Helene nächste Woche endlich bei ihrem Tagesvater anfängt, lernt sie sicher noch andere potentielle Geburtstagskinder kennen. Da dort aber mehr Jungs als Mädchen betreut werden, ist die rosa Gefahr nicht so groß (also wahlweise Dinos, Piraten oders Cars... als Motto?!). Ich hoffe also darauf, dass ich demnächst zwar nicht nachts, aber dennoch am Tage auch andere kulturelle Erfahrungen außerhalb der Mütterwelt sammeln kann, wie gerne will ich mir Museen anschauen und die kleinen unabhängigen Buchläden und Second Hand Shops! Und vielleicht kann ich tatsächlich auch mal wieder arbeiten ... Ich werde berichten!

Samstag, 22. März 2014

Essen in Amerika # 1



Was machen wir an einem Samstag, an dem kein Papa mit dem Töchterchen auf den Spielplatz geht, kein Auto vor der Tür steht, der Bus nur einmal in der Stunde fährt und ich keine Energie zum Bergsteigen/Laufen habe? Wir probieren neue Rezepte aus.


Es ist auch eine ganz praktische Art, die fehlenden deutschen Lebensmittel (z.B. Quark und unser geliebtes Brot!) zu ersetzen und die blöde Umrechnerei von Gramm in pounds, Mililitern in ounzes usw. zu umgehen. Erst recht, wenn man zum Abmessen nur cups, tablespoons und teaspoons im Küchenschrank hat! Die Stadtbibliothek in Berkeley versorgt uns zum Glück mit genügend Koch- und Backbüchern. Zwei Arten von Kochbüchern finde ich bis jetzt hilfreich: Kinderkochbücher – weil die alles sehr verständlich ausdrücken, mehr kulinarisches Vokabular habe ich einfach noch nicht drauf – und solche Kochbücher, die jeden Schritt in Wort UND Bild erklären.

Aus so einem Kochbuch („Fresh & Easy“ von Jane Hornby, Phaidon-Verlag 2012) stammt das umwerfende Blueberry-Muffin-Rezept, das ich Euch gerne verraten möchte. Zum Glück hat die Autorin gleich selbst in Mililiter und Gramm umgerechnet, so dass Ihr es auch in Europa leicht nachbacken könnt. (Es ist auch das erste amerikanische Kuchenrezept, das mir nicht zu süß ist!)



Zutaten für 12 Muffins:

100 g ungesalzene Butter
3 EL Sonnenblumenöl
250 g Naturjoghurt
2 TL Vanilleextrakt (hier kauft man das in einem kleinen Fläschchen, ich kenn das nicht aus Deutschland, sicher kann man auch Vanillezucker nehmen)
3 Eier
1 EL Backpulver
eine Prise Salz
200g sehr feinen Zucker
175 g Blaubeeren
120 g Frischkäse


Zubereitung:

Butter in einem kleinen Topf langsam schmelzen lassen. Den Ofen auf 180 Grad Celsius aufwärmen.
Öl, Joghurt, Vanilleextrakt und Eier in die geschmolzene Butter rühren.
Das Mehl und Backpulver in eine große Schüssel sieben, Salz und Zucker einrühren, in der Mitte eine Kuhle freilassen. Dorthinein die Joghurtmischung geben und die Mehlmischung darüber falten. Am besten mit einem großen Löffel oder Kochspatel arbeiten, nicht mit dem Mixer, denn die Mischung darf nicht zu sehr gerührt werden, das macht die Muffins zu zäh. Wenn man immer noch große Mehlstücke sieht, die Blaubeeren vorsichtig unterheben. Der Teig muss immer noch etwas klumpig und uneben aussehen.
Mit zwei Teelöffeln die Hälfte des Teiges in die vorbereiteten Muffinförmchen geben. Dann jeweils einen halben Teelöffel Frischkäse darauf verteilen. Den restlichen Teig auf die Förmchen verteilen, sie werden relativ voll. Dann den restlichen Frischkäse auf die Muffinspitzen geben. Wenn man die Blaubeeren so arrangiert, dass einige oben aus dem Teig herausragen, sehen die fertigen Muffins besonders hübsch aus.
Die Muffins bei 180 Grad ca. 18 Minuten goldbraun backen bis der Saft aus den Blaubeeren beginnt herauszutropfen. 10 Minuten auf dem Blech abkühlen lassen und danach auf einem Gitter ganz kalt werden lassen. Die Muffins am besten am selben Tag essen, dann schmecken sie am besten. (Wahlweise kann man die Blaubeeren auch mit frischen geschnittenen Pfirsichen oder Pflaumen ersetzen.)



Donnerstag, 20. März 2014

Kulturschock


Diesmal war ich theoretisch vorbereitet. Mein erster längerer Auslandsaufenthalt ist elf Jahre her und ich habe das alles schon einmal erlebt: In einer fremden Kultur ankommen. (Um so schwieriger, wenn die Kultur einem am Anfang sehr vertraut vorkommt …) Ich hatte mich also mental auf Schwierigkeiten eingestellt. Trotzdem hat mich der Kulturschock wieder voll erwischt.

Ich habe recherchiert: In der Regel tritt diese Enttäuschungsphase zwischen Woche fünf und zwölf nach Ankunft im fremden Land auf. (Wir sind jetzt gut sechs Wochen hier. Ich werde wohl noch eine Weile brauchen, um mich wieder zu akklimatisieren.) Vorher fühlt man sich ganz toll, wie im Urlaub eben, alles Neue ist spannend und aufregend (diese Phase war diesmal sehr kurz für mich). Dann aber muss man im Alltag zurechtkommen und oft funktioniert das nicht so einfach. Traurigkeit, Einsamkeit und Gereiztheit sind Begleiterscheinungen des Kulturschocks. Man fühlt sich übersehen oder unfair behandelt. Selbst körperliche Krankheiten und Schlafstörungen können auftreten! Es ist die Antwort auf die völlig neue Umgebung, in der alles anders funktioniert.

Meine Woche war voll von solchen Erlebnissen, in denen ich mir entweder denke: Sind die alle bekloppt hier? Warum muss man das so machen? In Deutschland ist das viel einfacher/logischer etc. Oder: Ich bin zu dumm oder zu anders, um hier jemals ins System zu passen. Ich verstehe diese Sprache einfach nicht usw. Solche Situationen sind meistens sehr kleine Begebenheiten, in denen etwas ein wenig anders funktioniert als zu Hause und an denen man wirklich verzweifeln kann. Wenn man dabei von einer Zweijährigen begleitet wird, die es schafft, in genau diesen Momenten am lautesten rumzunerven, weil sie merkt, dass Mama nervös ist, liegen die Nerven erst recht blank.

Tankstelle und Feuerwehr - alles ähnlich wie bei uns und doch anders.

Beispiel Tanken: Ich suche erst eine Weile und bin froh, dass ich überhaupt eine Tankstelle finde. Ich weiß: Hier bezahlt man am besten immer mit Karte. Ich zücke also meine Bankkarte und gebe meine Geheimnummer ein: Falsch. Ich probiere es noch mal: Wieder falsch. Mein Kind fängt an zu rufen: Mama! Mama! Ich gehe zum Häuschen, in dem eine Frau sitzt. Hier gibt es das zum Glück, eine echte Ansprechperson! Es ist eine Asiatin. Oder eine asiatische Amerikanierin. Ich frage, ob ich auch bar bezahlen kann. Sie beantwortet meine Frage nicht und sagt, ich müsse den ZIP-Code eingeben. Ich verstehe sie kaum, sie hat einen starken asiatischen Akzent. Ich frage sie, ob das der ZIP-Code ist, wo ich wohne. Sie antwortet, aber ich verstehe nicht, was sie meint. Sie redet von Billing Adress, ich weiß aber nicht, ob das nun die Postleitzahl meiner Bank oder meine eigene ist. Inzwischen schreit mein Kind im Auto herum. Ich habe Schweißausbrüche. Die Frau sagt noch, ich könne auch bar bezahlen, aber nur VOR dem Tanken.
Ein Mann, der in der Schlange hinter mir stand, geht mit mir zur Zapfsäule und zeigt mir, wie es geht. Ja, es ist die Postleitzahl meiner Wohnung hier! (Zum Glück habe ich meine amerikanische Karte genommen, was passiert erst mit meiner deutschen Kreditkarte und einer deutschen Postleitzahl?!) Als ich ca. 2 Gallonen getankt habe, (was auch immer das in Litern ist...), streikt die Zapfsäule. Ich kann nicht weitertanken. Ich gebe völlig entnervt auf und fahre nach Hause. (Ich will gar nicht ausrechnen, wieviele Miles per Gallon ich hier fahren kann – das Äquvalent zu verbrauchten Litern pro 100 km.) Für mich ist das gerade Schwerstarbeit, hier alles in Kürze neu zu lernen, wofür ich in Deutschland Jahre lang Zeit hatte.

Ich habe gelesen, das man in der Erholungsphase Verständnis für die anderen Herangehensweisen entwickelt und versucht sie zu verstehen. Das ist die Voraussetzung, sich in der neuen Kultur anzupassen und einzufügen. Verlässt man in der Kulturschock-Phase das Land, kann das zu Fremdenhass führen. Auch gibt es Studien, die belegen, dass diejenigen, die einen Kulturschock erleiden, später mehr Verständnis für die neue Kultur zeigen, als diejenigen, bei denen diese Tiefphase nicht so sehr ausgeprägt ist. Ich hoffe also, das es mir zum Guten nützt. Noch verkrieche ich mich und denke ein ums andere Mal, wieso tue ich mir das eigentlich an?


Falks Arbeitsplatz - von der kalifornischen Sonne sieht er hier nichts!

Meinem Mann ergeht es nicht so schlecht hier, aber sein Alltag hat sich auch nicht dramatisch vom deutschen geändert. Schon in Leipzig hat er auf der Arbeit Englisch gesprochen und zu Hause Deutsch. Die Ausstattung an der Uni in Berkeley war für ihn zwar enttäuschend im Vergleich zu seinem Arbeitgeber in Leipzig. Auch arbeitet er in dem Tageslichtlosen Teil des Gebäudes, der von den Studenten nur „Das Verließ“ genannt wird. Aber das scheint ihn nicht so sehr zu stören. Die alltäglichen „Kleinigkeiten“ erledige ich für die Familie.

Nun ist Falk auch noch für ein Bewerbungsgespräch für fünf Tage nach Deutschland geflogen. Ich muss also allein mit unserem Kind hier bleiben und Schritt für Schritt, den Alltag weiter organisieren. Die nächste Herausforderung wartet schon auf mich: Geld überweisen. Das machen die hier anscheinend nicht so oft. Wir haben endlich einen Tagesvater für Helene gefunden! Normalerweise bezahlen die Eltern den mit Schecks. Bei uns geht das nicht ... aber davon erzähle ich vielleicht ein anderes Mal mehr.

Heute ist Frühlingsanfang. Irgendjemand hat mich darauf hingewiesen, und es hat mich total überrascht. Das war noch so ein Moment des Kulturschocks: Hier ist doch immer Frühling! Wieso erwähnt das jemand so, als ob es ab jetzt aufwärts geht?! Ich hoffe wirklich sehr, dass diese Phase schnell vorbei ist … Denn eines will ich nicht: Ich will nicht nach Deutschland. Komischerweise vermisse ich Deutschland bis jetzt kaum (abgesehen von den Menschen), vielleicht weil mein Abenteuergeist noch nicht ganz vergraben ist, und ich noch viele Pläne für Unternehmungen hier habe!

Der immerwährende Frühling kann mich nicht immer trösten - aber meistens schon.

Dienstag, 11. März 2014

Wo Disney in die Lehre ging



Nein, wir waren nicht im Disney Land. Es steht auch nicht auf unserer Liste. Obwohl für eine Familie, die Kalifornien besucht, kaum ein Weg daran vorbei führt. Wir waren allerdings im ältesten Themen-Vergnügungspark Amerikas, dem Fairyland in unserer Nachbarstadt Oakland. Dieses Märchenland, speziell für Familien mit kleineren Kindern entworfen, öffnete 1950 seine Tore. Es wurde schnell über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und andere Kommunen eröffneten bald ihre eigenen Themenparks nach diesem Vorbild. Schließlich ließ sich auch Walt Disney vom Fairyland inspirieren! Er warb sogar die erste Direktorin des Fairyland ab, um für ihn zu arbeiten. Disney Land wurde fünf Jahre später im Süden Kaliforniens eröffnet.





Fairyland wirkt heute auf Erwachsene etwas schäbig und heruntergekommen. Die bunte Farbe platz an vielen Stellen der lustigen Figuren ab. Auf anderen Bauten wächst schon eine Moosschicht. Unsere Kinder waren aber von den vielen Attraktionen geradezu überwältigt: Sie fuhren mit der Bimmelbahn, sahen Schneewittchen (das – wen wundert's – wie im Disneyfilm aussieht), rannten durch Klangtunnel und kletterten im Wilden Westen die Treppe vom Saloon zum Hotel empor. Natürlich aßen wir die unvermeidlichen Pommes mit Ketchup (die hier „French fries“ heißen). 

Das am liebevollsten gestaltete Eckchen dieses wirklich kleinen Vergnügungsparks war aber das Puppentheater. Seit 1956 gehört das „Open Storybook Puppet Theater“ zu Fairyland und ist das älteste fortlaufende Puppentheater der USA, an jedem Öffnungstag gibt es Vorführungen. Helene verfolgte gebannt die Geschichte von der Landmaus, die die Stadtmaus besucht und somit die Gefahren des Stadtlebens kennen lernt …




Wir hatten noch nicht den Streichelzoo besucht und waren auch nicht mit dem Karussel gefahren, da hatten Helene und ihre Freundinnen bereits die Quängelstufe rot erreicht. Selbst in diesem kleinsten Vergnügungspark, den man sich vorstellen kann, war die Reizüberflutung vorprogrammiert. Als wir auf dem Rückweg zum Parkplatz an ein paar Kletterbäumen vorbei liefen, merkte ich, wie gern sich unsere Kinder einfach in der Natur bewegen wollten. Und vor allem bei meiner Zweijährigen stellte ich fest, dass sie von einem Moment auf den anderen ganz ausgeglichen wirkte, als sie Stöcke und Blumen sammeln konnte.


Dann wurden wir noch in ein anderes Märchenland entführt: Nicht weit von unserem Haus entfernt, mitten im Wald gibt es ein altes Karussell, das hier nicht herzugehören scheint (eher nach Wien der 1920er Jahre …). Begleitet von Jahrmarktsorgelmusik sind wir mit unseren Töchtern auf dem Vintage-Karussell gefahren, haben Eis gegessen und die schönen geschnitzten Tiere bestaunt. Bisher wird der Betrieb immer noch von einer kleinen Familie geführt und vielleicht macht das das Ganze noch nostalgischer. In diesem Jahr soll das Karussell allerdings verkauft werden und wer weiß wie lange das Verwunschene dann noch bestehen bleibt.







Und noch etwas gibt es bei uns um die Ecke im Wald und sogar in dem ein oder anderen Vorgarten: Hirsche. Die haben wir bereits bei unserem ersten Spaziergang gesichtet, und Lenchen rief laut begeistert: Reh, Reh! Ja, richtig, ich sagte, es sind Hirsche. Aber sie sehen eher aus wie Rehe, sind auch ähnlich groß, was meinen Mann in den letzten Wochen nicht mehr losgelassen hat. Wer ihn kennt, weiß, wie er sich in solche Detailfragen hinein verbeißen kann. Er hat lange auf Wikipedia recherchiert und jeden Amerikaner gefragt, der nicht schnell genug davonlaufen konnte: Die kennen keine Rehe. Es gibt in Amerika nämlich keine. In Kalifornien gibt es aber Schwarzwedelhirsche, die kleiner sind als europäische Hirsche. Und um die handelt es sich hier wohl.



Wenn die Amerikaner aber keine Rehe kennen, bleibt die Frage: Was ist dann eigentlich Bambi? "A deer", sagen die Amis wie aus der Pistole geschossen, ein Hirsch! Und auch das wollte Falk genauer wissen und forschte in den tiefen des Internets. Seine Erkenntnisse: Bambi ist in der amerikanischen Version des Disneyfilms von 1942 ein Weißwedelhirsch. Die Geschichte hat Disney aber wie immer geklaut, von dem Wiener Dichter Felix Salten, dessen Buch „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ 1923 erschienen ist und mit der er weltberühmt wurde. In diesem Buch ist Bambi ein Reh und wurde auch in der deutschen Fassung des Films wieder zum Reh zurück übersetzt. Anscheinend sehen sich Reh- und Hirschkitze zum Verwechseln ähnlich. Dem Erfolg des Disneyfilms haben diese feinen Unterscheide zumindest keinen Abbruch getan.





Montag, 3. März 2014

Das Ende der Welt


 Panormablick auf den Pazifik am Land's End - zum Vergrößern anklicken

Diesmal haben wir es auf die amerikanische Art gemacht: Wir sind mit dem Auto nach San Francisco gefahren. Der Trip war überraschenderweise unglaublich spannend! Angefangen beim Auto. Ich werde an dieser Stelle nicht darauf eingehen, aus welcher Quelle das Auto stammte, nur eines: Es hätte niemals den deutschen TÜV bestanden. Wir haben überlebt. Und das wichtigste: Wir sind sicher überall hin gekommen. Und nicht nur das Auto, auch die Verkehrswege fand ich sehr spannend (ich saß am Steuer).

Einerseits kann es extreme Steigungsgrade geben, wo Straßen einfach gerade den Berg hinunterführen, statt in Serpentinen (in Berkeley eher selten, aber ich bin dort lang gefahren!). Die Ausschilderung für Schnellstraßen etc. ist eher verwirrend, da selten die weiter entfernten Städte angezeigt werden. Aber wir haben auch das ohne Umwege bewältigt. Auf den mehrspurigen Straßen kann man sowohl von links, als auch von rechts überholt werden. Ich frage mich ehrlich, ob es deshalb so viele Autos mit Beulen hier gibt … Weil die Tempolimits hier immer unter denen in Deutschland liegen, ist der Verkehr aber recht gemächlich. Da unser Tacho allerdings nicht funktionierte und ich deshalb vorsichtshalber mal nicht so schnell gefahren bin, habe ich wohl eher den Verkehr aufgehalten. Und auch das war entspannter als in Deutschland, denn es gibt kaum Drängler. (Ich habe eben kein natürliches Gefühl dafür, wie schnell 30 miles per hour sein könnten, aber das war okay.)

Jachthafen von Sausalito

Diesmal sind wir also über Norden nach San Francisco gekommen, über die Golden Gate Bridge. Wir mussten dafür einmal um die Bucht herum fahren und bereits nördlich von Berkeley die Richmond Bridge überqueren. Man fährt die ganze Zeit am Wasser entlang und die Landschaft hat mich gleichzeitig an Norwegen und Südfrankreich erinnert, eben weil die hohen Berge, das Meer und die Palmen aufeinander treffen – wunderschön! Im touristischen Sausalito, am nördlichen Ende der Golden Gate Bridge gelegen, haben wir gegessen, sind am Jachthafen spazieren gegangen und haben Alcatraz aus der Ferne gesehen. (Das Inselgefängnis galt deswegen so sicher, weil die Meeresströmungen in der San Francico Bay so gefährlich sind.)

San Francisco und die kleine Insel Alcatrac (Mitte)

Die Golden Gate Bridge ist ein wunderschönes Bauwerk und sticht auch wegen ihrer orangenen Farbe so heraus. Die ist allerdings nur eine Rostschutzfarbe, wird aber seit den 1930ern immer wieder verwendet. Nicht nur dem Denkmalschutz, auch den San Franciscoer Bürgern ist das ein Anliegen.
Die Meerenge mit dem Namen Golden Gate ist sehr tückisch. Einerseits bildet sich hier sehr viel Nebel, der förmlich durch das Golden Gate in die Bucht hineinströmt (das habe ich selbst schon beobachtet, es sieht sehr gewaltig aus!). Andererseits hat der Pazifik und auch die Bucht gefährliche Strömungen, vor allem in Verbindung mit den Gezeiten. Das Golden Gate ist außerdem recht eng, dafür extrem klippenreich. Über 300 Fälle von gekenterten Schiffen sind hier bekannt. 1901 kostete der schlimmste Unfall dieser Art 128 Menschen das Leben. Teile des Wracks sind bei Ebbe sogar noch zu sehen.






Wir haben dagegen bequem mit dem Auto das Golden Gate überquert und sind in San Francisco in einen riesigen Park gefahren, der am nordwestlichen Ende der Stadt liegt. Dort sind wir nach Land's End gewandert, an das westliche Ende Amerikas, im Rücken die Golden Gate Bridge und vor uns den Pazifischen Ozean. Nichts hat hier an eine Stadt erinnert, wir fühlten uns wieder wie in der Wildnis, den Elementen ganz nah. Als wir auf der Aussichtplattform Point Lobos standen, unter uns das tosende Meer, dessen Brandung gegen die Felsen schlug, den Wind im Gesicht spürten und in die untergehende Sonne schauten, fühlte ich mich wirklich wie am Ende der Welt. Der Pazifik ist so unendlich und gewaltig, so voller Kraft, dass man sich ganz klein, aber auch ganz lebendig fühlt. Auch unser Kind war stark beeindruckt vom Meer und gleichzeitig sehr glücklich.





Auf unserem Rückweg zum Auto lernten wir die Wildnis noch aus einem anderen Blickwinkel kennen: In Gestalt eines wilden Tieres. Falk und Helene standen nur wenige Meter von einem Kojoten, einem Steppenwolf, entfernt! Erst ging Falk davon aus, dass es ein Hund sei, aber dann entdeckte er, dass das Tier kein Halsband besitzt und Angst vor ihm hatte. Da bekam es auch Falk mit der Angst zu tun, denn er dachte, es sei ein Wolf. Erst unsere späteren Recherchen konnten ihn beruhigen. 

Besuch vom Steppenwolf

Der Kojote trollte sich nach einer Weile und ging seiner Wege, aber wir sahen zu, dass wir zurück in die Zivilisation kamen. Durchs erleuchtete San Francisco fuhren wir schließlich über die Oakland Bridge zurück nach Berkeley. Voller Natur-Eindrücke und müde von der Meeresluft.