Donnerstag, 27. November 2014

Thanksgiving


Ein Thanksgiving-Baum mit Danksagungen, die Passanten geschrieben haben.

Vollgestopft und erschöpft kommen wir gerade von unserem Thanksgiving-Essen. Bei dem amerikanischen Familienfest hatten wir netterweise eine Vielzahl von Einladungen, was uns natürlich geschmeichelt hat. Die erste Einladung erhielten wir von den Eltern von Helenes Freund Tayo, und sagten prompt zu. Das war ein besonders schöner letzter Höhepunkt vor unserer Abreise!

Thanksgiving ist das amerikanischste aller Feste. Zwar hat es etwas entfernt mit dem europäischen Erntedankfest zu tun. In Amerika wurde es aber von den Pilgervätern zusammen mit Indianern zum ersten Mal 1621 gefeiert, um ihre Ankunft in der Neuen Welt zu feiern. Auf dieses Fest bezieht sich das heutige Thanksgiving. Bereits vorher wurden einzelne ähnliche Feste begangen, an denen die Kolonialisten für die überstandene Überfahrt dankten. 1789 machte Präsident George Washington Thanksgiving zum nationalen Feiertag. Heute fällt der Festtag immer auf den vierten Donnerstag im November und läutet die Holiday Season ein, wo auch Weihnachten und das jüdische Hanukkah dazu gehören.

Die religiösen Bezüge sind je Familie verschieden. Und meiner Einschätzung nach lässt sich Thanksgiving auch wunderbar in jede Religion einbinden. Es passt also bestens in dieses multikulturelle Land, das manchmal eine recht homogene Kultur entwickelt, wie eben Thanksgiving. Heutzutage reisen viele Amerikaner hunderte oder tausende Kilometer, um an diesem Wochenende ihre Großfamilien zu sehen. Anscheinend gehört es aber auch zum Fest, Freunde einzuladen, wodurch sich Thanksgiving von dem deutschen Weihnachten unterscheidet, das bei uns das wichtigste Familienfest ist.

Festliche Tafel für das Familienfest.

Helene und ihr Freund Tayo (rechts) warten aufs Essen.

10 Kilo-Truthahn und Gravy (Bratensauce).

Pumkin-Pie und andere Nachspeisen.

So landeten wir also in einem wunderschönen, bunten Haus in den Berkeley Hills, eingerichtet im Ethno-Stil Südamerikas. Da wohnen die Großeltern von Helenes Freund, die uns mit willkommen hießen. Am frühen Nachmittag trudelten die Gäste ein, die Kinder spielten, die Erwachsenen tranken Wein und der Truthahn brutzelte seit vormittags halb zehn im Ofen. Da Tayos Vater gelernter Koch ist, teilte er sich die Küchenhoheit mit seiner Schwiegermutter. An Thanksgiving gibt es neben dem Riesen-Vogel noch Kartoffelbrei, Stuffing (das, was vorher im Tier drin war), Gemüse, Süßkartoffeln, Cranberry-Sauce und Gravy (Bratensauce des Truthahns). Zwei der Kinder durften den getrockneten "wishbone" (Wunsch-Knochen) des Truthahns brechen und da  beide Teile gleich lang waren, sollen ihre beiden Wünsche in Erfüllung gehen. Das Dankgebet bzw. die Danksagung, bei der sich alle an den Händen halten, verlief eher kurz, wurde aber mehrmals wiederholt. Diese Tradition unterscheidet sich in Feinheiten von Familie zu Familie.

Danach reichten wir Teller voller Köstlichkeiten herum (und mein mitgebrachtes Sauerkraut erhielt auch einiges Lob). Am Ende ist es eben doch ein Fest des Essens, Redens und sich-irgendwann-total-vollgestopft-Fühlens. Beim Pumkin-Pie (Kürbiskuchen) mit Eis und Schlagsahne habe ich aufgegeben! Aber zu Thanksgiving gehören eben auch die enormen "leftovers" (Reste), die sich jeder mitnimmt und von denen man noch eine Weile zehren kann. Denn Truthahn gibt es schließlich nur das eine Mal im Jahr!

Ich habe mir sagen lassen, das viele Amerikaner am Tag nach Thanksgiving den Weihnachtsbaum aufstellen. Zumindest startet traditionell die Weihnachtsverkaufssaison an dem sogenannten "black friday" und die Geschäfte geben an diesem Tag besonders hohe Rabatte (aber natürlich gibt es schon seit Wochen Lebkuchen und Zuckerstangen in den Läden). Die Weihnachtsbeleuchtung wurde jedenfalls bereits Anfang Oktober bei 35 Grad Celsius in den Einkaufsstraßen von Berkeley angebracht.


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