Montag, 23. Juni 2014

GREAT DEAL!*

 (*Großartiges Geschäft!)


"Bis zu 20 % mehr sparen!"

Für deutsche Sparfüchse wie mich ist Amerika ein Traumland! Oder sagen wir lieber: Ich laufe Gefahr, auf jeden Werbetrick hereinzufallen, den es hier gibt. Und das in dem Land, das die Werbung erfunden hat! 
Ein Beispiel: Milch in kleinen Packungen (1/4 Gallon = 946 ml) kostet so viel, dass ich schon gar nicht mehr hinschaue. Die nächstgrößere Packung (1/2 Gallon) ist im Preis schon annehmbarer, aber immer noch recht teuer. Wenn man gleich knapp vier Liter auf einmal kauft (1 Gallon), spart man nochmal einen ganzen Dollar! Da dafür dann aber eine Tetrapak-Verpackung ungünstig ist, kaufe ich riesige Plastikungetüme und stelle sie in meinen überdimensionierten amerikanischen Kühlschrank, der dann immer noch recht leer aussieht. Ich sollte also noch mehr einkaufen! (Der Plastikmüll, der dabei entsteht, macht mir ein SEHR schlechtes Gewissen.)



Dass die riesigen Packungen auch dazu führen, dass man viel mehr kauft, als man braucht, ist die andere Seite der Medaille. Das verführt zum mehr essen als man eigentlich Hunger hat. Leider wird auch so mancher Rest schlecht und landet im Müll. Doch das Ziel der Konsumstrategie ist erreicht: Ich habe mehr gekauft. Langsam muss ich mir schon vornehmen keine Liter-Packungen Duschbad mehr im Angebot zu kaufen, weil wir es sonst nicht mehr verbrauchen bis zu unserer Heimreise!



Mein eigentlich sehr zurückhaltender Gatte, der in Deutschland aus Prinzip an keinen Sparaktionen teilnimmt, hat beim ersten Besuch in einem Supermarkt der Safeway-Kette sofort freiwillig alle seine Daten preis gegeben: Mit der Safeway-Karte kann man an all den tollen Angeboten teilnehmen, die nur für Mitglieder gelten. Umgedreht heißt das: Ohne so eine Karte braucht man da gar nicht einkaufen gehen, weil alles unendlich teuer ist. Aber so bekommen wir jetzt Prozente und vor allem Sammelrabatte, wenn wir gleich mehrere Artikel kaufen. Der Höhepunkt des Sparangebots besteht im "Buy one, get one free" - man bekommt beispielsweise zwei Chipstüten für den Preis von einer. Der Laden wirbt damit, dass man mit der Club-Karte bis zu 20 Prozent mehr sparen kann. Auf dem Kassenzettel ist genau aufgeführt, was der normale und der Sparpreis ist. Da ich deutsch und beim Sparen penibel bin, freue ich mich diebisch, wenn ich 25 Prozent gespart habe. Selbst dieses Gefühl versucht die amerikanische Werbeindustrie schamlos auszunutzen.



Neulich wollte ich für unser Abendbrot Burger-Brötchen bei Safeway besorgen. Da wieder einmal das Angebot galt, gleich zwei Packungen für fünf Dollar zu kaufen, habe ich hin und her überlegt. Eine Packung enthält acht Brötchen. Meine Familie besteht aus drei Mitgliedern. Ich brauche also wirklich nicht 16 Burger-Brötchen!!! In der Regel steht dann auch der Preis der Einzelpackung (wesentlich teurer!) am Regal. Diesmal nicht. Ich bin also an die Kasse gegangen und habe nachgefragt, weil ich mich über den fehlenden Preis gewundert habe. Die Kassiererin zog die Brötchen über den Scanner. "Zwei Packungen für fünf, also eine für 2 Dollar 50.", lautete die Antwort! Die wollten mir also tatsächlich einreden, ich mache ein gutes Geschäft, wenn ich gleich zwei Packungen kaufe. Dabei war es einfach der normale Preis mal zwei gerechnet!


Juni-Spezial: Kekse. Man spart 70 Cent zum normalen Preis.

Sonderangebote, Monats-"Specials", Saison-Ausverkauf, Spar-Coupons aus der Zeitung (und auch zum Ausdrucken aus dem Internet!): Die Vielfalt ist unendlich und auf keinen Fall auf Lebensmittelgeschäfte und Drogerien beschränkt. Diese Woche gibt es in einem Laden mit gebrauchtem und neuem Spielzeug 25 Prozent Rabatt auf alle Puzzles. Helene hat das Puzzle-Fieber gepackt, also bin ich hin und habe eins gekauft. Nur, wie mein Opa, der Kaufmann war, mir immer erklärt hat: Natürlich werden die Rabatte vorher auf den Normal-Preis aufgeschlagen. Und in Amerika fällt das bei einem Normalpreis, der oft 25 Prozent höher liegt, wesentlich mehr ins Gewicht als daheim. Man ist hier also noch viel mehr als in Deutschland darauf angewiesen, die Angebote auch wahrzunehmen! Bloß landet fast jedes Mal am Ende meines Einkaufs viel mehr im Wagen als auf meiner Einkaufsliste stand. Es waren einfach so großartige Angebote dabei, die konnte ich nicht ausschlagen. Jetzt haben wir eben vier Liter Joghurt im Kühlschrank.

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