Donnerstag, 4. September 2014

Willkommen im Bärenland (Yosemite)


"You are entering bear country!" (Sie betreten Bärenland!) - so wurden wir im Yosemite National Park empfangen. Das war ernst gemeint, denn es leben Schwarzbären im Nationalpark in der Sierra Nevada, dem östlichen Hochgebirge Kaliforniens. Es ist bei einer Strafe bis zu 5000 Dollar verboten, Essen (auch ungeöffnete Dosen!), Getränke, Toilettenartikel und Müll im Auto zu lassen. Selbst die Brotkrümel aus Helenes Kindersitz musste ich sorgfältig entfernen. Denn in den amerikanischen Nationalparks soll die Wildnis bewahrt werden, d.h. alles steht unter Naturschutz, eingeschlossen natürlich die Tiere. Und da Bären eine extrem gute Nase besitzen und bis zu fünf Kilometer weit riechen können, spüren sie manchmal Autos mit verheißungsvollem Inhalt auf. Im Nu können sie diese knacken, d.h. demolieren, um an die vergleichsweise leichte Beute zu gelangen. Ziel ist aber, dass sich die Bären nicht an die Mitbringsel der Menschen gewöhnen, sondern ihre natürliche Ernährung beibehalten. Im Endeffekt bleiben sie so auch weniger aggressiv. Das Essen gehört also ins Hotelzimmer oder (im Falle des Campens) in bärensichere Metallschränke, von denen ausreichend viele in Yosemite zu finden sind. Da wissen die Tiere, es riecht zwar lecker, aber wir kommen nicht an den Inhalt heran, und trollen sich. Schwarzbären, von denen wir übrigens keine gesehen haben, sind aber bei Weitem nicht das einzige Highlight des Nationalparks. 


Panoramablick auf das östliche Yosemite-Tal.

Yosemite (sprich: Josemmetie) ist vor allem für das zentral gelegene Tal entlang des Merced Rivers mit seinen aufsehenerregenden Felsen sowie seine riesigen Wasserfälle bekannt. Die Berge erheben sich wie aus dem Nichts, in fast vertikalen Felswänden mit einem Höhenunterschied teilweise über 1000 Meter. Diese Art von Schönheit haben wir noch nirgends gesehen. Im südlichen Teil des Nationalparks wachsen in der "Mariposa Grove" außerdem rund 500 Riesenmammutbäume, die zum Teil über 3000 Jahre alt sind! Beeindruckt von der Natur haben wir drei heiße Tage im kühlenden Schatten der Mammutbäume und Tannen verbracht. Die Wasserfälle waren wegen der Dürre fast alle ausgetrocknet (normalerweise passiert das erst im Herbst und nicht schon im August). Auch der Merced River führte wenig Wasser, und so konnte unsere kleine Tochter vergnügt im Fluss baden.

Yosemite ist übrigens bestens für einen Ausflug der ganzen Familie geeignet, denn man muss nicht zwangsläufig lange und steile Wanderstrecken zurücklegen, um alle Schönheiten bestaunen zu können. Man kann zwar vor allem im nördlichen Teil auch in aller Einsamkeit und wunderschöner Wildheit zelten, man kann aber ebenso viele Teile mit dem Auto befahren und im historischen viktorianischen Wawona Hotel wie wir übernachten. Bei über 3000 Quadratkilometern verteilen sich die circa vier Millionen jährlichen Besucher auch ganz gut.  Nur in den Sommerferien und an Feiertagen ist das zentrale, aber relativ kleine Yosemite Tal überlaufen und die Übernachtungsmöglichkeiten schnell ausgebucht. Wir haben uns in der letzten Augustwoche aber nicht an den anderen Menschen gestört, die mit uns die Natur bewundert haben. Der Nationalpark wurde übrigens bereits 1864 gegründet und ist einer der ältesten in den USA. Aus dieser Zeit stammte auch unser schönes Hotel. Vorher war das Tal entlang des Merced Rivers ein Haltepunkt für Indianerstämme, die hier durchzogen.


Sicher ist der Frühling die schönste Reisezeit für diesen Nationalpark, da alle Wasserfälle dann gut gefüllt die Felsen entlang rauschen. Wir hingegen mussten die Folgen der diesjährigen Waldbrände sehen, die in weiten Teilen in und außerhalb des Nationalparks nur verkohlte Baumstämme zurück ließen. Die anhaltende Dürre, heiße Winde und Gewitter mit Blitzschlägen waren Auslöser für mehrere Brände in diesem Jahr. Diese natürlichen Waldbrände sind sogar eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Riesenmammutbäume wachsen können, wie wir gelernt haben. Im restlichen "normalen" Wald aber richten sie großen Schaden an.


Für mich war unser Urlaubsziel eine herrliche Kulisse zum Fotografieren. Hier zeige ich eine kleine Auswahl der Ergebnisse (zum Vergrößern die Bilder anklicken):



Das Hauptgebäude des viktorianischen Wawona-Hotels.


Das Hotel steht mitten im Wald im Süden des Nationalparks.

Abendsonne. Links im Bild das Nebenhaus, in dem wir unser Zimmer bezogen.

Helene sucht uns auf der Karte einen Wanderweg durch die Mariposa Grove aus.

Auch in diesem Bild ist Helene versteckt. Neben ihr der "Fallen Monarch",
dessen breite Wurzel und ein Teil des Stammes aufs Bild passten.

Falk zeigt mit seinem Finger auf die Jahresringe eines abgestorbenen Mammutbaums.
Das Bild ist wohlgemerkt nur ein kleiner Ausschnitt aus dem riesigen Stamm.

Die zahlreichen Douglas-Eichhörnchen
sind kleiner als die gewöhnlichen und sehr zutraulich.

Der "Grizzly Giant" ist ca. 1800 Jahre alt. Sein größter Ast ist mit
zwei Metern Durchmesser dicker als alle normalen Bäume dieses Waldes! 

Der "California Tunnel Tree" wurde 1895 ausgehölt,
um die Durchfahrt von Pferdekutschen zu ermöglichen.



Nein, ich stehe nicht vor einer Fototapete! Rechts unten im Bild sind die Nevada-
Wasserfälle zu sehen, die 182 Meter hoch sind. Jetzt fließen sie nur noch als Rinnsal.


Die drei Fotos oben hat mein werter Gatte geschossen. 


Blick auf das Yosemite-Tal von oben mit dem höchsten Berg Half Dome (2682 Meter).


Auch dieser Rabe war echt.

Die riesigen Felsbrocken sind vom ehemaligen Gletschereis rundgeschliffen.

Ein Felsvorsprung am "Glacier Point".

Blick auf das mittlere Yosemite-Tal vom "Glacier Point".

Blick vom "Tunnel View" ins westliche Tal, links El Capitan, in der Mitte Half Dome.

El Capitan erhebt sich mehr als 900 Meter über den Merced River.

Helene lässt die Füße im Fluss baumeln.

Die berühmten Yosemite-Falls (insgesamt drei Wasserfälle
von zusammen 740 Metern)  sind vollkommen ausgetrocknet.

Ein Waldbrand ließ diese verkohlten Baumstümpfe zurück,
für neue Mammutbäume eine wichtige Voraussetzung überhaupt zu wachsen.

Abendblick auf die Westseite des Yosemite Nationalparks.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen