"Tsunami Gefahrenzone Begeben Sie sich im Falle eines Erdbebens zu einem erhöhten Punkt oder ins Inland" |
An einem romantischen
kleinen Strand, umgeben von hohen Felsen, vor uns die rauschenden
Wellen des Pazifiks, steht dieses kleine Schild:
Tsunami-Gefahrenzone. Und plötzlich werden wir wieder vom
kalifornischen Alltag eingeholt: Das nächste Erdbeben kommt
bestimmt. Kaum jemand spricht darüber. Aber in jedem offiziellen
Papier, in öffentlichen Gebäuden usw. stehen Hinweise, wie im Falle
eines „disasters“, z.B. eines Erdbebens, vorgegangen wird. Die
nicht einschätzbare Gefahr begleitet uns und jeden, der an der
Westküste Amerikas lebt.
Zur Beruhigung meiner
Leser muss ich sagen, dass nicht jedes Erdbeben in einer Katastrophe
endet. Die schwächsten Erdbeben spüren nicht einmal alle Menschen.
Im letzten Monat bebte die Erde allein in der San Francisco Bay Area
41 mal, aber eben nur schwach. Manchmal wackelt es zwar
merklich, aber es entsteht nicht wirklich ein Schaden. So war es in
Berkeley zuletzt vor einem halben Jahr, am 15. Oktober 2013. Und
anscheinend ist es besser, wenn es öfter mal ein kleines Beben gibt,
als lange gar keines. Denn dann erhöht sich der Druck der
tektonischen Platten aufeinander und entlädt sich vielleicht in
einem großen Erdstoß. Leider kann auch die Wissenschaft Erdbewegungen nicht vorhersehen. Niemand weiß also, wann es das nächste Mal passiert.
Heute haben wir uns in
Berkeley darüber informiert, wie man sich im Ernstfall verhalten
soll. Die Stadt veranstaltete eine kleine Messe, wo Rotes Kreuz,
Feuerwehr und Polizei Erste Hilfe Maßnahmen erklärten und
verschiedene Organisationen Broschüren verteilten, in denen steht, was
zu tun ist.
Ich unterhielt mich mit
einem netten jungen Mann vom „Berkeley Disaster Preparedness
Neighborhood Network“ (Berkeley Nachbarschaftsnetzwerk zur
Katastrophen-Vorbereitung). Er drückte mir einige Zettel in die Hand
und empfahl mir, mich beim nächsten Treffen in der Nachbarschaft zu
vernetzen. Als ich ihm sagte, dass ich noch nie in meinem Leben ein
Erdbeben erlebt habe, lachte er. Er konnte das kaum fassen! Er
riet mir: „Don't freak out! Don't panic!“
Ich soll also nicht
ausflippen oder panisch reagieren, sondern unter einen Tisch oder ein
Bett kriechen und mich so vor herabstürzenden Gegenständen
schützen. Und immer schön von den Fenstern fernhalten. Dann zeigte
er mir noch eine Ansammlung von Dingen, die man unterm Bett
verstecken sollte, falls das Beben einen nachts überrascht: Eine
Taschenlampe und neue Batterien, feste Schuhe und Socken (weil man ja
im Bett barfuß liegt, bei einem stärkeren Beben aber die Fenster
kaputt gehen und überall Glassplitter liegen könnten), eine
Notfalldecke, eine Plastikflasche mit Trinkwasser (es könnten
Wasserrohre kaputt gehen), eine Staubmaske und
Arbeitsschutzhandschuhe, mit denen man scharfe Gegenstände wegräumen
kann, eine Trillerpfeife, um Hilfe herbeirufen zu können.
Die wichtigsten allgemeinen Maßnahmen, die jeder tun sollte, sind: genügend Trinkwassservorräte an einem dunklen, leicht
zugänglichen Ort im Haus oder Garten zu lagern, sie alle sechs
Monate aufzufrischen sowie nach einem stärkeren Beben die Gas- und Stromleitungen abzuschalten,
so dass kein Feuer entstehen kann (das verursachte beispielsweise bei
dem großen Erdbeben 1906 in San Francisco die schwersten Schäden). Vom Handy aus darf man nur SMS an Nicht-Kalifornier
versenden, um Verwandte über das eigene Befinden zu unterrichten.
Telefonieren ist untersagt, um die Netze nicht zu überlasten. Als
Deutscher sollte man nach einem Erdbeben (oder auch bei anderen
Katastrophen im Ausland) immer mit anderen Deutschen eine Gruppe
bilden. Das Auswärtige Amt und die deutschen Botschaften wissen
durch die Visa, wer sich im Land aufhält, müssen nach Deutschen suchen und sie im Ernstfall außer Landes bringen.
Auf der Messe heute hatte
sich auch ein Versicherungsanbieter einen Stand gesichert.
Gebäudeversicherungen machen im Erdbebengebiet mal wirklich Sinn!
Übrigens wurde San Francisco nach dem Beben 1906 deshalb so schnell
und schön wieder aufgebaut, weil es die ersten Gebäudeversicherungen
gab, und diese dann auch zahlen mussten.
In der Lawrence Hall of Science zeigen diese Bilder Kindern, dass kurz vor unserer Haustür die Pazifische Platte und die Nordamerikanische Platte aufeinander stoßen. |
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