Dienstag, 8. April 2014

Amerikanisches Bildungssystem



Helene studiert jetzt! "Welcome to the new greenhouse students!", wurde unsere Tochter von ihrem neuen Tagesvater in seiner Rundmail an die Eltern begrüßt. Als "student" wird also eine Zweijährige bezeichnet, die weder von den Eltern, noch von einer Nanny betreut wird, sondern (in unserem Falle) in einer "homebased daycare". Ich berichtete von der Suche nach dem richtigen zweiten Zuhause. Bei André im Greenhouse (er wohnt in einem grünen Haus) haben wir das gefunden. Wir hoffen, dass sich Helene schnell bei ihrem Tagesvater eingewöhnt. 

Er ist ziemlich locker und macht lustige Sachen mit den Kindern. Das kommt auch bei unserer Tochter sehr gut an. (Da es in Amerika leider keine ostdeutschen Krippenwägen gibt, hat er sich beispielsweise einfach Räder an ein Gitterbett gebastelt. Er düst damit zum Spielplatz oder zur Kinderturnhalle und die Kinder hüpfen quietschend auf der Matratze herum.) André geht aber auch sehr liebevoll mit seinen inzwischen acht Schützlingen um. Zeitweise wird er von seiner Tochter Anna unterstützt. Vor neun Jahren hat André als Tagesvater angefangen, als seine eigenen Zwillinge betreut werden mussten. (Hier eher selten, dass dann der Papa zu Hause bleibt.) Unter Berkeleys Eltern hat er einen guten Ruf. Eigentlich ist es für Helene jetzt ganz ähnlich wie bei ihrer deutschen Tagesmutter, nur dass sie immer noch etwas irritiert ist, wenn andere nicht Deutsch sprechen. Zum Glück hat André eine deutsche Mutter. Er spricht zwar nicht fließend Deutsch, aber doch so viel, dass er die wichtigsten Worte versteht. Das, so hoffe ich, wird Helene den Übergang erleichtern. 





Ansonsten wird unser kleines Lenchen immer mehr ein großes Mädchen, plappert den ganzen Tag und erzählt mir, an was sie sich alles erinnert! (Das ist oft schon mehrere Monate her!) Auch über ihre Gefühle redet sie. Heute wartete sie geschlagene 17 Minuten an der offenen Haustür, dass endlich ihr Papa von der Arbeit kommt. Als sie zwischendurch die Geduld verlor und die Tür knallte, erklärte sie mir: "Ich bint ganz wütend!" Oder sie setzt sich in eine Ecke, weit weg von anderen lauten Kinder und sagt: "Ich braucht meine Ruhe, Mama!"



Aber um auf das amerikanische Bildungssystem zurückzukommen: Nicht mehr lange, und Helene muss zur Schule. Mein Mann und ich rätseln zwar immer noch, welcher Begriff, ab welchem Alter der richtige ist (preschool, school, kindergarten ...), aber eines steht fest: Die Karriere wird auch bei den Kleinsten schon sehr forciert. Sie müssen bereits im Kindergartenalter zählen und lernen die ersten Buchstaben. Unsere Nachbarstochter Freya musste mit fünf Jahren bereits Rechen - und Leseübungen als Hausaufgaben erledigen. Die unbeschwerte Kindheit ist hier anscheindend sehr kurz. 

Da wir keine Kinder im (deutschen) Schulalter haben, weiß ich nicht, wie es mit elementary und highschool etc. aussieht, geschweige denn erst mit dem Studium oder der Ausbildung. (Ich wundere mich als Deutsche natürlich über die Berufsbezeichnungen und habe langsam den Verdacht, dass jeder sich hier selbst eine geben kann, wenn er oder sie nur mal in dem Bereich gejobbt hat. Also nicht vergleichbar mit dem strengen deutschen Ausbildungssystem ...) "Student" wird man jedenfalls noch an der Uni genannt. Aber über Universitäten, vor allem die UC Berkeley, berichte ich ein anderes Mal.

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