Sonntag, 6. Juli 2014

Victorians in San Francisco


Giebel des Haas-Lilienthal-Hauses mit dem typischen Türmchen im Queen-Anne-Stil.

Eine meine ersten Assoziationen mit der Stadt San Francisco sind die Victorians - die historischen Holzhäuser im viktorianischen Stil. Dieses Bild der Stadt habe ich aus Filmen aufgeschnappt, und ich war sehr gespannt, diese Häuser echt und in Farbe zu sehen! Das Tolle ist: Sie sind noch schöner, als ich sie mir vorgestellt habe! Zwar wurde die Hälfte nach dem Erdbeben 1906 vom Feuer zerstört, aber vor allem im westlichen Teil San Franciscos sind viele Straßenzüge der schönen Häuser erhalten geblieben. Rund 15.000 gibt es noch. Meine Fotostrecke der Haight Street ist hier zu sehen und zeigt die Außenansicht einiger Victorians.

Die viktorianischen Häuser in San Francisco wurden zwischen 1850 und 1905 gebaut und lassen sich in vier größere Stile einteilen: Neogotisch, Italianate (nach italienischen Stil, wohl der populärste Typ), Stick-Stil und Queen Anne Stil. Bis auf den letzten Stil beziehen sich die Bauweisen auf andere architektonische Strömungen. Der Queen Anne Stil wurde dagegen vom englischen Architekten Richard Shaw geprägt und vereint einfach viele dekorative Elemente wie Türmchen, Fensterornamente oder geschwungene Glasscheiben. Zudem sind die Queen Anne-Häuser meist in sehr leuchtenden Farben gestrichen, manchmal dunkellila oder blau. Ich liebe diese besonders!

In der Üppigkeit der Ausstattung gibt es natürlich auch bei den Victorians verschiedene Varianten. Wir konnten uns eines von Innen anschauen, das einmal einer gehobenen Mittelklasse-Familie gehört hat, und dem entsprechend etwas protziger daherkam. Die Familie hat das Haus der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht und tatsächlich ist Innen noch alles sehr original erhalten geblieben, wie es damals eingerichtet worden ist - inklusive der Standuhr aus Bayern, die heute noch exakt geht! Der Familienvater William Haas kam selbst aus Bayern und stieg in San Francisco zu einem wohlhabenden Lebensmittelhändler auf. 1880 heiratete er die deutsche Jüdin Berta Greenebaum und bezog 1886 das im Queen Anne-Stil gebaute Haas-Lilienthal-Haus. 

William hatte sich sein neues Heim einiges kosten lassen und aus Europa viele Errungenschaften einführen lassen. So bestand der Bauherr auf das modernste Bad mit französischem Bidet. Teppiche und Kunst, zahlreiche Schmuckkamine (geheizt wurde bereits zentral und die Wärme mit Rohren in die Räume geleitet) und neueste Lampen, die sowohl mit Gas als auch bereits mit Elektrizität betrieben werden konnten, gehörten zur Ausstattung des Hauses. Elektrisches Licht wurde allerdings nur kurz während der Mahlzeiten genutzt, weil die Damen des Hauses befürchteten, davon Sommersprossen zu bekommen. Der Küchenherd war enorm groß und versorgte die zahlreichen Gäste, die in der sozial regen Familie ein und aus gingen (und er funktioniert noch heute). In den 1930ern wurde einer der ersten Kühlschränke angeschafft, damals waren diese noch recht klein, denn frische Lebensmittellieferungen erhielt man in San Francisco täglich. War die Familie nicht zu Hause, wurde die Eingangstür durch eine zweite ganz verschlossen, so dass für jedermann sichtbar war, dass keine Gäste empfangen werden. Natürlich hatte auch William Haas ein Wochenendhaus in Berkeley. Dort verbrachte die Familie die ersten Monate nach dem schweren Erdbeben 1906. Das Haas-Lilienthal-Haus hatte das Feuer überstanden, weil ein paar Straßen östlich eine Schneise gesprengt worden war, die die Feuerfront stoppen konnte.

Hier die  Bilder unserer Zeitreise:



















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