Mittwoch, 30. Juli 2014

Ich arbeite. Freiwillig. Umsonst.


Amerikaner lieben "volunteers" - ehrenamtliche Helfer. Deshalb gehört so ein Freiwilligenjob zwingend in den Lebenslauf, am besten mehrere. Man kann dabei aus seinem eigenen Fachgebiet wählen (vielleicht wartet im Unternehmen bald der nächste bezahlte Job auf einen) oder sich zum Zeitvertreib ganz ausgefallene Sachen suchen, etwas was man schon immer mal ausprobieren wollte. Ehrenamtliche auf sozialem Gebiet sind auch sehr zahlreich und dringend notwendig, bei der Obdachlosenspeisung, in Frauenhäusern oder Kliniken für Menschen ohne Krankenversicherung. 
Desweiteren engagieren sich Eltern an der Schule ihrer Kinder, darauf baut das Schulsystem geradezu auf. Auch die unzähligen Kirchen leben vom Engagement ihrer freiwilligen Helfer. Das Gemeindeleben ist demenstprechend viel bunter als in vielen Landeskirchen zu Hause: In unserer Episkopalkirche gibt es neben rein religiösen Veranstaltungen auch einen Bierbrauclub, eine Wandergruppe und Buchbesprechungen.

Und nebenbei zählen nicht nur Arbeit, sondern auch finanzielle Spenden, denn Amerikaner geben viel mehr Geld für wohltätige Zwecke aus als Deutsche. So können sie selbst entscheiden, was sie unterstützen und das Geld wird viel weniger aus Steuern durch den Staat verteilt. Spenden und kostenlose Mitarbeit sind also deshalb auch notwendig und ein Grundbaustein des gesellschaftlichen demokratischen Lebens in den USA.

Wie ich bereits berichtet habe, wollte ich selbst eine sinnvolle Beschäftigung finden, um meine Stunden ohne Kind (und ohne Arbeitserlaubnis) zu füllen. Ich habe mich im Gebiet "Was ich schon immer mal machen wollte" umgeschaut und bin im Botanischen Garten des Tilden Parks in Berkeley gelandet. Dort zupfe ich nun regelmäßig Unkraut. Nebenbei lerne ich Pflanzen der Region kennen, denn in diesem Botanischen Garten wird angebaut, was in Kalifornien so wächst. Das ist ziemlich viel, denn der Bundesstaat kann viele Klimazonen aufweisen, also alles von Wüste bis Riesenmammutwälder. Meine Arbeit ist sehr meditativ, da ich - angeleitet von einem Gärtner - stundenlang nicht gewollte Pflänzchen aus den Beeten entferne. Die Mammutbäume spenden Schatten, während an anderer Stelle die Sonne auf meinen Sonnenhut knallt. Dabei zwitschern die Vögel und die Sprenkleranlagen lullen mich mit ihrem Plätschern ein. Das Schönste ist: Ich bin von Pflanzen umgeben, die es in Good Old Germany nicht gibt. Am Ende werde ich alles Unkraut der nordkalifornischen Küste kennen, das ist nämlich mein Einsatzgebiet. Hier eine Fotoreihe über meinen Arbeitsort:




















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