Sonntag, 20. Juli 2014

San Francisco, I love you


Im Juli sind zwei Dinge typisch für SF: Nebel und Touristen (erkennbar am Stau).

Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte hohe Erwartungen und die wurden während der ersten touristischen Ausflüge in die europäischste aller US-Städte natürlich nicht erfüllt. Außerdem bin ich halb gestorben, als ich auf den steilen Straßen verzweifelt einen Parkplatz gesucht habe. Und da ich jedes Mal zurück nach Berkeley fahren muss, bleibe ich nie lang genug, um die City, wie man hier sagt, richtig kennen zu lernen.

Aber in den letzten Wochen haben sich meine Ausflüge in die Stadt am Golden Gate gehäuft. Und je öfter ich dort bin, desto mehr verliebe ich mich in San Francisco! Schon wünschte ich, wir hätten uns dort eine Bleibe gesucht (was für uns nicht bezahlbar wäre!). So bleibt es bei unseren Ausflügen. Ich habe nur beschlossen, dass sich diese häufen müssen, solange wir die Möglichkeit haben!

Was meine Meinung geändert hat? Deutsche, die ich hier kennen gelernt habe! Zuerst war ich immer davon überzeugt, ich müsste Amerikaner kennen lernen, um mehr übers Land und vielleicht auch San Francisco zu erfahren. Das gestaltet sich aber als schwierig, wie bereits früher erwähnt, sicher auch deshalb, weil wir nur zehn Monate hier sind. Aber andere Deutsche, die hier schon länger leben, sind vielleicht gerade dankbar, ein paar Landsleute zu treffen (ich übrigens auch) und ihre gewonnenen Erkenntnisse weiter geben zu dürfen. Und wir können ganz ungeniert nach Dingen fragen, die wir nicht verstehen, und eine Antwort bekommen, die eine deutsche Perspektive berücksichtigt (z.B. haben wir viele Fragen zum amerikanischen Straßenverkehr und noch einige mehr...).


Baker Beach am Golden Gate, die Brücke von Nebelwolken umhüllt.

Aber zurück zum Thema: San Francisco hat extrem viele Sehenswürdigkeiten, obwohl es für eine Weltstadt relativ klein ist. Meine liebste ist und bleibt die Golden Gate Bridge. San Francisco liegt außerdem landschaftlich wunderschön, die Pazifikküste ist einfach unschlagbar! Dort finde ich auch das, was ich in Berkeley vermisse, das großstädtische Flair, Menschen mit unterschiedlichen Facetten (vom Schnösel über Hipster und Nerd bis hin zum Normalo), sehr gute kulturelle Angebote und mehrstöckige Häuser (ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Teil von Leipzig so vermissen könnte). Ach, und die Parks sind herrlich, so viel Natur hat selbst unsere Heimatstadt nicht zu bieten! Inzwischen kenne ich mich auch ein wenig aus, und der Verkehr macht mich nicht mehr völlig wahnsinnig. Aber unter der Woche nehme ich immer noch die Öffentlichen Verkehrsmittel (was allerdings auch hier ein Wagnis ist, aber mehr dazu ein anderes Mal).

Alles braucht seine Zeit, und das Ankommen in einer anderen Stadt, darüber hinaus in einem anderen Land, gehört definitiv zu den langsamen Dingen im Leben. Zwei bis drei Jahre brauche ich im Schnitt, bis ich mich in einer neuen Stadt zu Hause fühle. Das ist meine Erfahrung aus unzähligen Umzügen. Und tatsächlich wollen viele Deutsche unbedingt wieder nach Hause, wenn sie zwei Jahre und weniger in der San Francisco Bay Area leben. Wer länger bleibt, wird heimisch, so bestätigten unsere neuen Bekannten. Vielleicht will man nicht für immer bleiben, aber man fühlt sich wohl. 

Ich habe da mit zehn Monaten zwar die schlechteren Karten gezogen, aber sehe mich in Bezug auf San Francisco in einem Zwischenstadium zwischen begeistertem Touristen und jemandem, der die Stadt so gut kennen lernt, dass er Lieblingscafés und -Parks gefunden hat. Ein Lieblingsort ist definitiv Land's End, von dem ich bereits am Anfang unseres Aufenthalts begeistert berichtet habe. Mein Mann fand den Mission District toll, weil er hier endlich mal keine anderen Touristen, sondern echte San Franziskaner beobachten konnte. Und die Tochter will unbedingt wieder in den Zoo, auch wenn es dort keine Elefanten gibt. Der Golden Gate Park ist definitiv einen mehrfachen Besuch wert ... Ich bin beflügelt, noch mehr in dieser schönen Stadt zu entdecken.


Familienbild am Land's End. Foto: M. Weinhold.

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