Mittwoch, 20. August 2014

Wild Wild West


Wir Mitteleuropäer erleben hier am westlichen Rande des nordamerikanischen Kontinents etwas ganz Neues: Wie es ist, sich den Lebensraum von der Natur abzutrotzen. Selbst in der dichtbesiedelten San Francisco Bay Area erscheint unsere Nachbarschaft wie Wildnis, teilen wir die Erde mit invasiven Pflanzen und Tieren, von denen wir nicht glaubten, dass wir sie jemals so nah erleben würden! 

Unsere Begegnung mit einem Steppenwolf in einem Park in San Francisco habe ich bereits hier beschrieben. Die Tatsache, dass Wölfe und Schwarzbären in Nordamerika nicht ausgestorben sind, hinterlässt bei uns auch ein mulmiges Gefühl. Vor allem weil unser Ausflug in den Yosemite-Nationalpark kurz bevorsteht. Wir werden ganz sicher nicht tagelang auf menschenleeren Pfaden wandern, aber wir sind so viel Natur einfach nicht gewohnt!  (Der Grizzlybär, das Wappentier Kaliforniens, ist allerdings in freier Wildbahn nicht mehr in diesem Bundesstaat heimisch.)

In unserer unmittelbaren Nachbarschaft leben neben den unzähligen Eichhörnchen und wunderschönen Kolibibris (die so schnell fliegen, dass ich sie nie fotografieren kann) auch wilde Truthähne und viele Schwarzwedelhirsche. Helene ist ganz verrückt nach den Hirschen, die mit ihren Kitzen die Gärten unserer Nachbarn nach Nahrung durchforsten (unser Garten hat zum Schutz einen hohen Zaun). Als uns das erste Mal Hirsche über den Weg gelaufen sind, waren wir noch ganz aus dem Häuschen. Aber da sie uns fast wöchentlich begegnen und sie sich in der Regel auch nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn wir nur drei Meter entfernt stehen, haben wir uns an das kleine Wunder bereits gewöhnt. Wir teilen einfach ein gewisses gemeinsames Einzugsgebiet mit diesen Tieren, denn wir leben ja fast im Wald. Beeindruckend sind auch die Adler und großen Falken, die durch die Lüfte kreisen. Einmal habe ich eine riesige gestreifte Falkenfeder auf dem Spielplatz gefunden, die ich als Souvenir mit nach Hause bringen werde.

Aber es lauern auch Gefahren sprichwörtlich um die Ecke, von denen wir vor unserer Ankunft hier keine Ahnung hatten. In Berkeley Hills wurden in den letzten Jahren mehrfach "Mountain Lions" (Pumas) gesichtet. Die können wie die Grizzlys Menschen angreifen, obwohl das nicht so schnell passieren wird, wenn man einige Hinweise beachtet, die hier überall auf Schildern nachzulesen sind. Hauptsächlich soll man vermeiden sich in der Dämmerung in den Parks aufzuhalten, die nahe unseres Hauses beginnen. Weil wir aber die tatsächliche Gefahr, die von Pumas ausgeht, als unerfahrene Mitteleuropäer schlecht einschätzen können, haben wir auch alle anderen Regeln auswendig gelernt: Immer in der Gruppe spazieren, Kinder in die Mitte nehmen. Laut reden, singen oder pfeifen. Wenn ein Mensch einen Mountain Lion sieht, kann man sicher sein, dass dieser entweder seine Beute holen will (die man freigeben muss) oder er aus einem anderen Grund angreifen will. Deshalb darf man niemals wegrennen oder sich umdrehen. Dagegen soll man dem Tier in die Augen schauen, sich groß machen (Hände nach oben, niemals hinhocken), gefährliche Laute von sich geben (fauchen) und sich selbst mit Steinen oder Stöcken wehren, falls er tatsächlich angreift. Hat man eine Waffe, soll man alle anderen Hinweise überspringen und sofort schießen. Wir haben keine Waffe, also sind wir vorsichtig. Statistisch gesehen kommt in den USA pro Jahr ein Mensch ums Leben, der von Pumas angegriffen wird - also vergleichsweise wenig.

Diese Art von Wilden Westen hatten wir hier nicht erwartet! Ein bisschen können wir uns in die ersten (weißen) Siedler in dieser Gegend einfühlen. Die schönen Seiten der nahen Tierwelt habe ich in unzähligen Fotos festgehalten, wovon ich hier eine Auswahl zeige:



Der Gecko passt sich dem Baumstumpf im Tilden Park farblich gut an.

"Wild Turkeys" auf den Straßen von Berkeley Hills ...

... wie auch diese Hirschfamilie.

Ein Schwarzwedelhirsch in Nachbars Garten.


Die gepunkteten Hirschkitze sind einfach so süß!

Eine Hirschfamilie auf Point Reyes ...

... und hier der Papa dazu.

Ein Falke mit seinen schönen Federn.

Streifenhörnchen bewegen sich sehr schnell, ich habe es trotzdem fotografiert!

Eines der vielen Eichhörnchen bei uns.

Das ist wahrscheinlich ein Graumull, der an den Wurzel knabbert. 

Aus dieser Raupe wird einmal ein wunderschöner Schmetterling!

Robben am Strand in Monterey.


Hat dieses Schild ein Puma angeknabbart?

"Vorschläge" für die Begegnung mit dem "Mountain Lion".

Ein süßer  Grizzly hinter Glas. Im Zoo. Scharfe Krallen hat er trotzdem!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen