Freitag, 21. Februar 2014

Die Straßen von San Francisco


Unser erster Tag in San Francisco war ein ziemlicher Reinfall. Schon unser erstes Vorhaben ging schief. Wir wollten den selben Weg wählen, den bis in die 1930er Jahre fast alle Neuankömmlinge in die Goldgräberstadt nehmen mussten: den Seeweg. Erst 1937 wurde der Bau der Golden Gate Bridge beendet und verbindet seitdem die Stadt mit dem nördlichen Festland. 
Will und Kendra, unsere Vermieter, hatten uns die Fähre von der East Bay (der östlichen Bucht um San Francisco, wozu auch Berkeley zählt) empfohlen. Will fuhr uns drei mit dem Auto nach Oakland, unserer Nachbarstadt, wo die Schiffe regelmäßig ablegen. Außer an diesem Montag, wo wir erwartungsvoll am Hafen ankamen. Es war President's Day, der in den USA als Feiertag begangen wird. Anders als in Deutschland, wo an einem solchen Tag ein besonderer Besucheransturm zu erwarten gewesen wäre, hatten hier aber öffentliche Einrichtungen geschlossen – und deshalb auch die Fähre.

San Francisco von unserer Seite der Bay Area aus gesehen.

Wir nahmen dann eine Art S-Bahn, die BART-Train, die San Francisco mit der East Bay verbindet. Im Financial District, wo sich die Hochhäuser der Banken aneinanderreihen, kamen wir schließlich an. Wie durch eine künstliche Welt bewegten wir uns hier. Mir kam es vor als sei selbst die Luft auf der Straße durch eine Klimanlage gefiltert. Die Hochhäuser werfen so lange Schatten, dass man nur den sonnigen Himmel sieht, der aber nicht mit der Außentemperatur übereinstimmt.

Der Turm des Ferry Buildings mit dem Schriftzug der Stadt.

Zu Fuß gingen wir dann zum Ferry Building, dem Fährenhaus, eben jenem Gebäude, an dem vor uns so viele Hoffungsvolle in die Stadt strömten und an dem auch wir ursprünglich San Francisco betreten wollten. Heute ist das Ferry Building vor allem ein Tipp für Gourmet-Freunde. Denn neben dem Farmers Market, dem Markt der lokalen Bauern, der in jedem Ort der gesamten Bay Area ein Muss ist, sind hier viele Delikatess-Läden vereint. Wir fanden einen Bäcker, bei dem das „New York Roggen“-Brot gut schmeckte. Ich sage nicht: sehr gut, denn wir testen hier alle verheißungsvollen Bäcker. San Francisco ist angeblich für sein Sourdough Bread bekannt. Aber an das einfache, aber famose Sauerteigbrot von unserem Leipziger Bäcker reichte bis jetzt keines heran.

Die Oakland Bridge im Hintergrund leitet die Autos in zwei Stockwerken über die Bucht.

Dieses Vermissen von Wohlbekanntem nahm ausgerechnet an diesem Tag seine bisher schlimmste Form an: Irgendwann schoben wir genervt unsere quengelnde Zweijährige durch die Straßen von San Francisco. Missmutig suchten wir einen Weg nach North Beach, auf den Telegraph Hill, den es nicht gab, obwohl eine durchgehende Straße auf der Karte verzeichnet war. Ein kalter Wind ließ uns trotz wunderbarem Sonnenschein immer wieder frieren. Letztendlich schauten wir uns den berühmten Serpentinenabschnitt der Lombard Street gar nicht an, der unser eigentliches Ziel war, denn nach dem langen Umweg hatten wir einfach keine Lust mehr, noch weiter den Berg zu besteigen. Und schließlich überwältigte uns eine riesen Auswahl an italienischen Restaurants in Little Italy, so dass wir uns gar nicht mehr entscheiden konnten. Ich wollte einfach nur nach Hause, nach Deutschland, wo ich Speisekarten verstehe und weiß, wo man gut essen gehen kann, und nicht andauernd einfach alles neu für mich ist.

Straße in North Beach.

Heimweh ist ein schönes deutsches Wort. Und in San Francisco erlag ich dieser Wehmut. Außerdem sind Städtereisen gänzlich ungeeignet für Kleinkinder. Das nächste Mal werden wir ohne Kind wieder kommen und vielleicht im „Walzwerk“ essen gehen, denn es gibt in San Francisco ein Restaurant mit ostdeutscher Küche! Ich werde berichten...

Ein typisches Haus in San Francisco. Diese "Victorians"  stammen noch aus der Zeit vor
dem großen Erdbeben 1906, bei dem die Hälfte der viktorianischen Häuser zerstört wurden.

Zu Hause sahen wir erst einmal eine Folge von „Die Straßen von San Francisco“. Zumindest im Vorspann erkannten wir den Coit Tower auf dem Telegraph Hill wieder. Ansonsten ist San Francisco wohl nicht mehr mit dieser Polizeiserie aus den 1970ern vergleichbar. Aber da wir Europäer Amerika sowieso hauptsächlich aus Filmen kennen, können wir uns ja dieses Fleckchen Erde auch weiter so erschließen - und unsere Eindrücke ab und zu durch echte Erlebnisse erweitern. Mein erster Film, der in San Francisco spielt und den ich in den 1990ern gesehen habe, war übrigens „Mrs. Doubtfire“. Und ich muss sagen: Die Straßen und Häuser sehen hier wirklich so aus, wie im Film! Aber eben nicht nur.

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