Nein,
wir waren nicht im Disney Land. Es steht auch nicht auf unserer
Liste. Obwohl für eine Familie, die Kalifornien besucht, kaum ein
Weg daran vorbei führt. Wir waren allerdings im ältesten
Themen-Vergnügungspark Amerikas, dem Fairyland in unserer
Nachbarstadt Oakland. Dieses Märchenland, speziell für Familien mit
kleineren Kindern entworfen, öffnete 1950 seine Tore. Es wurde
schnell über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und andere Kommunen
eröffneten bald ihre eigenen Themenparks nach diesem Vorbild.
Schließlich ließ sich auch Walt Disney vom Fairyland inspirieren! Er
warb sogar die erste Direktorin des Fairyland ab, um für ihn zu
arbeiten. Disney Land wurde fünf Jahre später im Süden
Kaliforniens eröffnet.
Fairyland
wirkt heute auf Erwachsene etwas schäbig und heruntergekommen. Die
bunte Farbe platz an vielen Stellen der lustigen Figuren ab. Auf
anderen Bauten wächst schon eine Moosschicht. Unsere Kinder waren
aber von den vielen Attraktionen geradezu überwältigt: Sie fuhren
mit der Bimmelbahn, sahen Schneewittchen (das – wen wundert's –
wie im Disneyfilm aussieht), rannten durch Klangtunnel und kletterten
im Wilden Westen die Treppe vom Saloon zum Hotel empor. Natürlich
aßen wir die unvermeidlichen Pommes mit Ketchup (die hier „French
fries“ heißen).
Das am liebevollsten gestaltete Eckchen dieses wirklich kleinen Vergnügungsparks war aber das Puppentheater. Seit 1956 gehört das „Open Storybook Puppet Theater“ zu Fairyland und ist das älteste fortlaufende Puppentheater der USA, an jedem Öffnungstag gibt es Vorführungen. Helene verfolgte gebannt die Geschichte von der Landmaus, die die Stadtmaus besucht und somit die Gefahren des Stadtlebens kennen lernt …
Das am liebevollsten gestaltete Eckchen dieses wirklich kleinen Vergnügungsparks war aber das Puppentheater. Seit 1956 gehört das „Open Storybook Puppet Theater“ zu Fairyland und ist das älteste fortlaufende Puppentheater der USA, an jedem Öffnungstag gibt es Vorführungen. Helene verfolgte gebannt die Geschichte von der Landmaus, die die Stadtmaus besucht und somit die Gefahren des Stadtlebens kennen lernt …
Wir
hatten noch nicht den Streichelzoo besucht und waren auch nicht mit
dem Karussel gefahren, da hatten Helene und ihre Freundinnen bereits
die Quängelstufe rot erreicht. Selbst in diesem kleinsten
Vergnügungspark, den man sich vorstellen kann, war die
Reizüberflutung vorprogrammiert. Als wir auf dem Rückweg zum Parkplatz an ein
paar Kletterbäumen vorbei liefen, merkte ich, wie gern sich unsere
Kinder einfach in der Natur bewegen wollten. Und vor allem bei meiner
Zweijährigen stellte ich fest, dass sie von einem Moment auf den
anderen ganz ausgeglichen wirkte, als sie Stöcke und Blumen sammeln
konnte.
Dann wurden wir noch in ein anderes Märchenland entführt: Nicht weit von
unserem Haus entfernt, mitten im Wald gibt es ein altes Karussell,
das hier nicht herzugehören scheint (eher nach Wien der 1920er Jahre
…). Begleitet von Jahrmarktsorgelmusik sind wir mit unseren
Töchtern auf dem Vintage-Karussell gefahren, haben Eis gegessen und
die schönen geschnitzten Tiere bestaunt. Bisher wird der Betrieb
immer noch von einer kleinen Familie geführt und vielleicht macht
das das Ganze noch nostalgischer. In diesem Jahr soll das
Karussell allerdings verkauft werden und wer weiß wie lange das Verwunschene dann noch bestehen bleibt.
Und
noch etwas gibt es bei uns um die Ecke im Wald und sogar in dem ein
oder anderen Vorgarten: Hirsche. Die haben wir bereits bei unserem
ersten Spaziergang gesichtet, und Lenchen rief laut begeistert: Reh,
Reh! Ja, richtig, ich sagte, es sind Hirsche. Aber sie sehen eher aus
wie Rehe, sind auch ähnlich groß, was meinen Mann in den letzten Wochen nicht mehr
losgelassen hat. Wer ihn kennt, weiß, wie er sich in solche
Detailfragen hinein verbeißen kann. Er hat lange auf Wikipedia
recherchiert und jeden Amerikaner gefragt, der nicht schnell genug
davonlaufen konnte: Die kennen keine Rehe. Es gibt in Amerika nämlich
keine. In Kalifornien gibt es aber Schwarzwedelhirsche, die kleiner
sind als europäische Hirsche. Und um die handelt es sich hier wohl.
Wenn die Amerikaner aber keine Rehe kennen, bleibt die
Frage: Was ist dann eigentlich Bambi? "A deer", sagen die Amis
wie aus der Pistole geschossen, ein Hirsch! Und auch das wollte Falk
genauer wissen und forschte in den tiefen des Internets. Seine
Erkenntnisse: Bambi ist in der amerikanischen Version des Disneyfilms
von 1942 ein Weißwedelhirsch. Die Geschichte hat Disney aber wie
immer geklaut, von dem Wiener Dichter Felix Salten, dessen Buch
„Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ 1923 erschienen ist
und mit der er weltberühmt wurde. In diesem Buch ist Bambi ein Reh
und wurde auch in der deutschen Fassung des Films wieder zum Reh
zurück übersetzt. Anscheinend sehen sich Reh- und Hirschkitze zum
Verwechseln ähnlich. Dem Erfolg des Disneyfilms haben diese feinen
Unterscheide zumindest keinen Abbruch getan.
Ach Ruth, du schreibst so schön- das zu lesen ist wie ein kleiner Kurzurlaub. Und das mit dem Weißwedelhirsch- sehr interessant! Ich dachte immer "deer" heisst auch Reh - jetzt haben die Amis gar keine Rehe, die Armen! Habt ihr denn jetzt einen KIndergartenplatz für Lenchen?
AntwortenLöschenSchick euch ganz liebe Grüße über den großen Teich! Christina