Wie
gern würde ich das Nachtleben in San Francisco erkunden. Aber dank
meiner Tochter bleibt mir dieser Einblick in die amerikanische Kultur
derzeit erspart. Ich habe es bisher noch nicht einmal ins Kino
geschafft (was auch am fehlenden Auto liegt, das muss ich zugeben).
Dafür lerne ich aber ganz andere Aspekte der amerikanischen Kultur
kennen. Beispiel Kindergeburtstag: Helene war fast so aufgeregt, als
wäre es ihr eigener gewesen, sie hat gemalt und Geschenkpapier
gebastelt. Ihre geliebte Freundin ist drei geworden. Der
Geburtstag wurde gebührend mit einer großen Kinderschar gefeiert.
Die Lieblingsfarbe der Freundin ist Pink – ratet, welche Farbe die Deko
hatte! Auch die Eistorte war rosa (schmeckte aber nach Minze …).
Es hatte mal wieder stark geregnet und die Party im Freien
wurde ins großelterliche Haus verlegt. Die Kinder und dazugehörenden
Elternteile stolperten zwar manchmal übereinander und Helene war von
der Anzahl der Leute überwältigt, trotzdem machte es ihr großen
Spaß! Besonders das Basteln nach dem Kuchenessen. Jedes Kind konnte
ein Tütchen mit Tröte und rosa-glitzer Zauberstab mit nach Hause
nehmen sowie die selbst dekorierte Maske.
Eines
ist mir bei dieser Feier wieder aufgefallen: Auch wenn die
Familien – vorzugsweise am Wochenende – gemeinsame Unternehmungen
machen, spalten sich die Gruppen schnell in Männer und Frauen mit
Kindern. Die Väter diskutieren dann über Politik oder was weiß ich
was und die Mütter kümmern sich komplett um die Belange der Kinder.
Wahrscheinlich denkt auch jede Frau, sie würde Missfallen bei
anderen Frauen erregen, wenn sie sich zu den Männern gesellt.
Kindererziehung scheint hier (das ist mein subjektiver Eindruck)
meist noch Frauensache zu sein. Ich denke, dass das Elterngeld für
Väter in Deutschland unsere Wahrnehmung und Aufgabenaufteilung
bereits sehr verändert hat. Obwohl Falk und ich eine sehr
klassische Rollenverteilung leben (was vor allem am ungleichen Einkommen liegt und der Ganz-und-Gar-Nicht-Wissenschaftler-Sein-Anforderung), finden wir das beide bisher
auffällig rückschrittlich in Amerika. Das liegt sicher zum großen
Teil auch daran, dass die Kinderbetreuung hier extrem teuer ist und
dann natürlich vorzugsweise der Mann weiter arbeiten geht, weil
Männerjobs auch in den USA besser bezahlt werden. Hier merken wir
einmal mehr wie positiv der deutsche Sozialstaat wirkt. Aber zurück
zum Thema:
Wenn
Helene nächste Woche endlich bei ihrem Tagesvater anfängt, lernt
sie sicher noch andere potentielle Geburtstagskinder kennen. Da dort
aber mehr Jungs als Mädchen betreut werden, ist die rosa Gefahr
nicht so groß (also wahlweise Dinos, Piraten oders Cars... als
Motto?!). Ich hoffe also darauf, dass ich demnächst zwar nicht
nachts, aber dennoch am Tage auch andere kulturelle Erfahrungen
außerhalb der Mütterwelt sammeln kann, wie gerne will ich mir
Museen anschauen und die kleinen unabhängigen Buchläden und Second
Hand Shops! Und vielleicht kann ich tatsächlich auch mal wieder arbeiten ... Ich werde berichten!
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